Kinzweiler gehört zu den ältesten Pfarrorten des heutigen Aachener Grenzlandes. Schon im 13. Jahrhundert wird der Ort als selbstständige Pfarre mit einer Bikarie im Dekanat Jülich im „Libor valoris“, dem Pfarrverzeichnis des 13.und 14. Jahrhunderts, aufgezählt, übrigens dem ältesten Verzeichnis dieser Art in der Erzdiözese Köln.

Für das hohe Alter der ersten Kinzweiler Kirche spricht der noch heute erhaltene romanische Taufstein, der aus dem 12.-13- Jahrhundert stammt. Ende des 15. Jahrhunderts errichtete man einen neuen gotischen Kirchenbau. Über dem Portalbogen im Turm am Eingang der jetzigen Kirche kann man noch die Inschrift lesen: „ANNO DOMINI 1498“ und die Wappen der Stifter Bongart und Palant erkennen. Das Alter der Kirche geht auch aus den im unteren Teil des Turmes erkennbaren römischen Mauerresten hervor, die – wie schon angedeutet – vermutlich von dem römischen Wachturm am Mühlenbungert stammen. Diese römischen Baureste sind vielleicht schon beim Bau der ersten Kinzweiler Kirche verwertet worden. Querschiff und Chor wurden 1859 abermals erweitert; während des Umbaues fand zwei Monate lang der Gottesdienst in der Kreuzkapelle statt. Der dreigeschossige Turm ist in Bruchstein mit Eckquaderung ausgeführt. Das Schallfenster an der Nordseite zeigt die ursprüngliche spätgotische Form. Eine achtseitige schlanke Haube erhebt sich über dem steinernden Dachgesims. Die zwei Turmuntergeschosse werden durch ein einfaches Gesims getrennt.Von den 4 Glocken aus Bronze wurden im Weltkriege die beiden größten abgeliefert. Die zwei neuen Glocken wurden am 15. Mai 1929 geweiht. Die zweitgrößte Glocke trägt die Inschrift: „Dem Gedächtnis der Kriegsopfer 1914 – 1918, Pfarrgemeinde Kinzweiler 1929.“ 

Betritt man das Innere der Kirche, so wird man gleich durch die stimmungsvolle und reiche Ausstattung überrascht, die erkennen lässt, daß die adeligen Geschlechter Alt-Kinzweilers für das kirchliche Leben ihres Ortes reges Interesse hatten. Die Wappen derer von Cotzhausen und von Broich (Haus Kambach) sind aufden Grabsteinen im Querschiff noch erkenntlich, trotzdem sie durch die Schuhsohlen der Kirchenbesucher im Laufe der Zeit stark gelitten haben. Die Orgelbühne ruht auf zwei Holzsäulen des 17. Jahrhunderts, die am unteren Ende reich und schön ornamentiert sind. Die in den äußeren Feldern mit Reliefs, biblischen Darstellungen, einem Fruchtbündel und einem Seraphtopf geschmückte Kanzel stammt aus dem Jahre 1616. Erwähnung verdienen auch außer dem bereits genannten altehrwürdigen Taufstein die sechs Standleuchter des 17. Jahrhunderts aus Messing; sie sind 80 cm hoch stehen auf einem im Barockstil ausgeführten Fuß.Als Reliquie wird in dem Gotteshaus das haupt der hl. Regina verehrt, das sich früher im Kloster der Zisterzienserinnen zu St. Jöris befand und bei Aufhebung des Klosters im Jahre 1802 nach Kinzweiler in Sicherheit gebracht wurde.Das größte Interesse des unter dem Schutze des Bischofs St. Blasius und derhl. reginastehenden Gotteshauses findet das Gnadenbild der „Mutter vom guten Rat“. Das an der linken Seite des Kirchenschiffes hängende Bild ist eine Kopie des berühmten Gemäldes von Raffael.

Text / Bild: Heimatblätter d. LK Ac – Dr. Oellers S. 37/38

Bild der Postkarte „Pfarrbüro“ von 1980