Aus: Kinzweiler – Geschichte und Geschichten v. Joseph Granrath Band 2 / 1989

Der Merzbach und seine Bedeutung in der Historie für Kinzweiler:

Der Merzbach entspringt im Bereich des Gut Klösterchen . Aus einzelnen zufließenden Dränen sammelt sich das Wasser im Teich. Von hier aus fließt er Richtung Autobahn und von da an im Kanalsystem in Richtung St. Jöris. Hier kommt er wieder an die Oberfläche und bereichert die Felder mit seinem Wasser. Das fruchtbare Land der Ausläufer der Ardennen geht in diesem Bereich in flaches Land über und wird als Jülicher Börde bezeichnet.

Seit Jahrzehnten ist der Merzbach aus historischer Sicht ein wichtiger Quell und Lebensader für Kinzweiler. Seine fruchtbaren Niederungen boten seinerseits den Menschen die Möglichkeit der Landwirtschaft und Viehzucht. Sein Wasser füllte die riesigen Gräben der großen Schutz- und Wehranlagen, an seinem Lauf wurden drei Mühlen im Ort betrieben, eine Kornbrennerei nutzte sein Wasser zur Kühlung und für noch viele andere Zwecke wurde sein Wasser benötigt. Heute bringt er sich nur noch durch etwaiges Hochwasser in Erinnerung.

Das Quellgebiet des Merzbaches liegt wie angemerkt im Bereich des Gut Klösterchen und ist Ausgangspunkt von seinem Teich bis zum Mündungsgebiet bei Linnich in die Rur. Sein Weg von ca. 26 Km, geht über St. Jöris, dem Weiher am Zisterzensienkloster durch weiter die grünen Auen des Merzbachtal gesäumt von Pappeln in Richtung Kinzweiler in den Mühlenweiher der Oberen Mühle. In der Wiese oberhalb des Weiher entspringt eine Quelle, welche nicht unerheblich für die Wasserversorgung während der Kriegszeiten war. Der Merzbach füllte in diesem Bereich den großen Wassergraben der nebenliegenden Motte „dem Bongert“, der vor 1000 Jahren eine mittelalterliche Burg und Wehranlage, die Gemarkung Kinzweiler, beherrschte. Heute erinnert die Bergerhebung mit seiner Bewaldung und Gebäudeteilen nur noch an geschichtliche Punkte. Die obere Mühle am Dorfeingang betrieb mittels Wasserkraft und gestautem Wasser im Mühlenweiher über ein Wasserrad seine Mühlsteine. Sie war die größte Mühle der drei vorhandenen im Dorf. Ein paar hundert Meter weiter der Kirchstraße folgend liegt dort eine weitere Motte, der heutige Kalvarienberg, dessen Wassergraben (* bildet heute den Kreuzweg um den Berg!) ebenfalls durch den Merzbach gefüllt wurde.

Der Merzbach wurde in den 1965 Jahren kanalisiert. Hierdurch wurden die bisherigen Ängste der Dorfbewohner bzgl. Überschwemmung und Hochwassergefahr gemindert. Diese wurden seinerzeit durch das Öffnen des Wehr am Klosterweiher und dem Wehr der oberen Mühle verursacht. Das Wasser lief somit durch die Kirchstraße bis zum Rittergut Burg Kinzweiler und füllte hier die Gräben.

Da die Kirchstraße ein tieferes Gefälle hat, kann man davon ausgehen, das hier der Merzbach seinen Weg hatte bis hin zum Pannhaus. Im nahen Bereich des heutigen Kalvarienberg an der Kirchstraße errichtete der damalige Pächter der Burg Kinzweiler August von Sturm die landwirtschaftliche Kornbrennerei. Die Brennerei hatte dadurch Wasserrechte und wurde eigens mit Wasser des Merzbach durch ein Rohrsystem versorgt.

Die zweite Mühle, die der Merzbach versorgte, war die kleine Schrothmühle am Schillingsgäßchen (Kirchgasse). Hier war ein kleiner Teich des Mühlchens. Sie wurde wegen des Straßenbaus 1959 und zum Neubau des Rathauses 1962/63 abgebrochen. Hierbei wurde der weitere Verlauf des Merzbach in Rohre kanalisiert. Weiter fließt der Merzbach in Richtung Kambachstraße. Hier im Bereich des Kreuzungsbereiches Burgstr. / Kambachstr. und Kirchstr. ist ein großer Wassereinlauf verbaut worden. Der anliegende Wüstenhof in diesem Bereich war durch eine Brücke erreichbar. Nebenher befand sich dort eine Viehtränke. Letzter Pächter war Heinz Zentis. Der Hof gehörte seiner Zeit zum Bestand des Hauses Kambach.

Der heutige Verlauf des Merzbach ist unterhalb der Burgstraße bis zum Bereich Kinzweiler Burg verrohrt. Der damalige Bau der Straßenbahntrasse 1898 und der heutigen L 240 veranlasste den Abriss der beiden Brücken. Neben der Burg war die dritte Mühle, die Ölmühle angesiedelt. Anlehnend war der Bereich der Burgwiesen das Merzbachtal. Das überschüssige Wasser wurde in den nahegelegenen Kambach abgeleitet. Dieser wird im Anschluss vom Merzbach aufgenommen und floss weiter in Richtung Lürken und Laurenzberg. Der anstehende Tagebau verlegte den Merzbach in Richtung Alsdorf-Warden und dann nach Aldenhoven. Heute erinnern noch einzelne freiliegende Bachläufe im Bereich Merzbrück > St. Jöris > Kinzweiler > Alsdorf-Warden an die Geschichte des Merzbach.

Wer mehr über die Geschichte des Merzbach lesen möchte: Band 2 – 1989 – Kinzweiler Geschichte und Geschichten von Josef Granrath

Kinzweiler – Verlauf des Merzbach um 1904