St. Blasius Wallfahrtskirche und sein Patron

 Der hl. Blasius war Bischof in Armenien wo er um 316 als Märtyrer starb. Weltbekannt ist er durch das Fischgrätenwunder und den Blasiussegen, der mit zwei überkreuzten brennenden Kerzen gespendet wird.

Die Pfarrkirche in Kinzweiler ist die einzige Pfarrkirche im Bistum Aachen, die diesem Heiligen vom 03. Februar geweiht ist.

Bild: Michael Müller 2015 – Ansicht von der Kirchstraße – Haupteingang 

1. Der älteste Teil des Bauwerkes ist der Turm vom Ende des 15. Jahrhunderts; die Inschrift über dem Portal ist nicht eindeutig. Immerhin stammt der 18 Meter hohe Turm aus der Zeit der Entdeckung Amerikas. Er ragt wegen seiner tiefen Lage im Merzbachtal und an der Seite des Kalvarienberges aber nicht sonderlich in der Landschaft hervor. Heute ist er Uhr- und Glockenturm und vom Gottesdienstraum getrennt.

2. Das heutige Mittelstück aus den Jahren 1969/70 sollte zwei Aufgaben erfüllen: den Umbau – wie in vielen katholischen Kirchen nach dem 2. Vatikanischen Konzil (1962-65) üblich, – um den Altar von der Stirnwand weg mitten unter die Gottesdienstgemeinde zu platzieren und um das Gotteshaus zu vergrößern. So konnten die umgesiedelten Gläubigen aus dem Dorf Langweiler (Pfarrgemeinde Laurenzberg) besser aufgenommen werden. Im Gegensatz zu anderen Beispielen, wo entweder die „Neuen“ einfach geschluckt wurden oder eine Gemeinde komplett mit Menschen und Kirche in eine bestehende Pfarrei eingepropft wurde, scheint diese Integration vorbildlich, zumal auch Teile der ehemaligen Kapelle, die dem Braunkohlebergbau weichen musste, in St. Blasius eingebaut wurden (z.B. die Fenster). Zwar hat jeder der beiden Dorfteile somit einen eigenen Eingang, aber die Pfarrkirche allgemein und der Altar speziell schaffen die Einheit.

Die Zeltkonstruktion des Architekten Hr. Kaltenbach entspricht dem modernen Kirchenbild des pilgernden Gottesvolkes wie einst das Volk durch die Wüste in das verheißende Land sich um das Gotteszelt versammelte.

3. Der neugotische Bauteil aus der Mitte des 19. Jahrhunderts lässt optisch noch klar die ursprüngliche Ausrichtung des Altars in der Apsis nach Osten erkennen. Die Christen im Mittelmeerraum sollten Richtung Jerusalem schauen, um den wiederkehrenden Herrn Jesus Christus zu erkennen. Die Himmelsrichtung wurde für den Kirchenbau auch nördlich der Alpen beibehalten. Auch die beiden heute nicht mehr sinnvollen Seitenaltäre blicken nach Osten. Sogar ein Haken, an dem der Schalldeckel der ehemaligen Kanzel hing, ist noch gut in einem Pfeiler zu erkennen. 

Einige Änderungen wurden in den letzten 25 Jahren durchgeführt:

A) Einige Bänke im Mittelschiff ruhen nun fest auf Holzpodesten und lassen einen Mittelgang für eine würdige Einzugsprozession von der Sakristei zu. Auch das Austeilen der hl. Kommunion ist damit vereinfacht.

B) Die Seitenschiffe wurden zu zwei Kapellen umfunktioniert: Das südliche wurde zum Baptisterium, wo jetzt der Taufbrunnen (das Hauptstück ist wohl um das Jahr 1300 entstanden) den Mittelpunkt bildet und die Täuflinge sozusagen unter den Augen des Gnadenbildes der Mutter vom Guten Rat in die Kirche eingegliedert werden. In das nördliche Seitenschiff wurde der alte Christusaltar, von Herrn Hz. Conzen restauriert, ohne Mensa (Zelebrationstisch) aufgestellt und als Anbetungskapelle eingerichtet. Der Beichtstuhl fand einen neuen Platz.

C) Damit einher ging auch die Neuaufstellung der Heiligenfiguren, die hier nicht wie üblich als Fürsprecher über dem Gottesvolk schweben, sondern als Gläubige den Blick zum Altar richten und sozusagen mit der Gemeinde beten. Die Christusfigur gehörte deshalb wieder in den Christusaltar zwischen die Bilder von der Kreuzigung (der Lanzenstich des Soldaten Longinus) und das Berühren der Wundmale beim Auferstandenen (Apostel Thomas). Neu geschnitzt wurde eine Antoniusfigur (der ägyptische Eremit) als Erinnerung an die abgerissene Kapelle in Langweiler. Auch die Büste mit der Reliquie der hl. Regina (1815 vom Zisterzienserinnenkloster aus St. Jöris in die damalige Pfarrkirche nach Kinzweiler gebracht) erhielt einen würdigen Platz an einem Pfeiler. Schließlich wurde auch eine wertvolle Marienfigur aus der klimatisch problematischen Glasecke an einen sicheren Ort gebracht. Die robustere Figur der Pieta´(Vesperbild) wechselt jetzt diesen Platz mit der Weihnachtskrippe. Bei dieser Rochade blieb lediglich die Figur des hl. Blasius unverändert.

D) Eine neue elektronische Orgel brauchte 1994 keine Lautsprecherkästen. Somit konnte im Zuge einer Neuverglasung 1996 auch das Mittelfenster in der Apsis aus dem Mauerwerk befreit werden. Somit versucht eine alte Kirche das Erbe zu erhalten und für das Heute nutzbar zu machen; die Zugezogenen zu integrieren; alles Protzige zu meiden und einen würdevollen Sakralraum zu schaffen für das Pfarrleben und die jährliche Wallfahrtsoktav zur Mutter vom Guten Rat. Auch steht die Kirche im ökomenischen Geist für evangelische Gottesdienste zur Verfügung und für Konzerte.

(Pfr. Dr. Rainer Hennes, Eschweiler im Febr. 2014)